Paulien Kuipers

Paulien Kuipers (*1955) ist Kinder- und Jugendpsychologin und Begründerin und Direktorin der niederländischen „Stichting Kinderleven“. Diese Stiftung wurde 2012 ins Leben gerufen, um die Bedeutung eines sicheren Bandes zwischen Eltern und Kind in den Blickpunkt eines breiten Publikums zu rücken. Sie ist sowohl ein Behandlungszentrum für Eltern und deren junges Kind, als auch ein sich auf das Thema Bindung beziehendes Forschungs- und Informationszentrum für Fachkräfte.

Paulien beschäftigt sich in ihrer Arbeit intensiv mit Ursachen und Folgen einer unsicheren Bindung und mit den wesentlichen Aspekten, die die Profession eines „Bindungstherapeuten“ ausmachen. Im Mittelpunkt steht hierbei das Finden von Interventionen, die das Band zwischen Eltern und Kind positiv beeinflussen können. Durch die gesprochene Sprache können „Herzensworte“ bei der Heilung des Eltern-Kind-Bandes helfen, wenn es in diesem zu Blockaden gekommen ist. Worte sind nicht nur für Eltern hilfreich. Es wird deutlich, dass auch das Kleinkind von Anfang an sehr empfänglich für Sprache ist und die tiefere Bedeutung von Worten erspürt.

Als neunzehnjährige Studentin sah die Autorin während eines Praktikums ein kleines Mädchen mit Brandwunden, die ihm vermutlich von Erwachsenen zugefügt worden waren. Sie hört die Bemerkung: „Sie ist erst drei“, womit eigentlich gemeint war: „Sie ist zu jung, als dass wir so etwas mit ihr besprechen könnten.“ Sie hatten keine Worte, keine Sprache, um das dreijährige Mädchen erreichen zu können, und das bedeutete letztlich für das Kind, dass man es allein seinem Schicksal und seiner Not überließ.

Für Paulien fühlte sich dieses Nicht-Sprechen an, als würde das Kind im Stich gelassen. Dieser Vorfall war der Beginn und ihr Ansporn, in ihrer Arbeit eine Sprache zu finden, um mit sehr kleinen Kindern sprechen zu können. Sie kam in Kontakt mit der Arbeit den französischen Kinderpsychiaterinnen, Francoise Dolto und Caroline Eliacheff. Auf ihr Geheiß lernte sie mit Kindern über ihre Erfahrungen zu sprechen, lernte sie Kindern zuzuhören und half ihnen beim In-Worte-Fassen von für sie schwierigen Themen. Der Kern ihrer Arbeit ist die Stellungnahme: das Kind ist von Anfang an ein komplettes menschliches Wesen und von Geburt an sprachlich. Es ist von Beginn an autonom in seinen Wünschen und Sehnsüchten, lange bevor es autonom in seinem Funktionieren ist.

Durch all ihre Kontakte mit Eltern und Kindern, die ihr in den letzten Jahre die Probleme an sie heran trugen, entfaltete sich allmählich eine Methodik, den stagnierenden Liebesfluss, der durch Schmerz zwischen Eltern und Kind entstand, zu besprechen und Erleichterung zu schaffen.
Nach jahrelanger Suche fand Paulien Kuipers die geeignete Sprache, um Eltern und ihren jungen Kindern Hilfe zu leisten.

Das Ein-Gespräch-Modell und das Fünf-Schritte-Modell stellen kurze Methoden dar. Ihre Effektivität hat sich in der Praxis gezeigt und wird mithilfe wissenschaftlicher Forschung geprüft. Diese Methoden werden durch fundierte Erkenntnisse zum Phänomen „Bindung“ unterbaut, die in der Arbeit von Wissenschaftlern und praxiserprobten Fachleuten behandelt werden.

Dr. Paulien Kuipers arbeitete nach ihrem Studium an der Universität von Groningen als Dozentin im Unterricht, als Pädagogin/Kinderpsychologin im GGZ (dt. Psychischer Gesundheitsdienst) und als Verhaltens-Fachkundige beim niederländischen Kinderschutzbund. 2000 eröffnete sie eine private Kinderpsychologen-Praxis in Maastricht. 2012 gründete sie „Stichting Kinderleven“. Ihre Erfahrungen im Beruf und als Mutter bilden eine Inspirationsquelle für Ihre Arbeit.