Ein einziger Tag

Ein starkes Buch …

Die Autorin verliert 2004 ihre Zwillingsschwester, ihren Schwager und ihren elf Monate alten Neffen. Sie feiern Weihnachten am Strand in Thailand und überleben die Gewalt des Tsunamis nicht.

Die Autorin schreibt Briefe an die verunglückte Schwester, daraus entstand das Buch „Ein einziger Tag“.

Anfangs fiel es mir schwer, die Traurigkeit der Autorin auszuhalten. Sie erinnert sich an die gemeinsame, glückliche Zeit, ein Ei glich dem anderen: „Wir sind Zwillinge. Es ist, es war keine Frage, dass wir zusammengehören.“ Die Schwester lachte gerne, war ein Kinomensch, mochte Schweinebraten. „Ich pflege deine Leidenschaften“, endet ein Brief.

Wer die Texte liest, spürt, die Autorin will nicht bemitleidet werden. Sie wünscht sich Mitgefühl. Nach manchen Briefen bleibt eine halbe Seite oder mehr leer. Das weiße Papier lädt ein, innezuhalten.

Wie auch bei anderen guten autobiografischen Texten verglich ich mich mit der Autorin, lernte dazu, erfreute mich an ihren Erinnerungen und der literarischen Qualität des Textes. Die Briefe vermitteln dem Leser die Akzeptanz des Todes und die Weisheit des Weiterlebens. 

Doreen Gareis, Wendelstein im November 2020

Mit Trauer und Freude leben

An Allerheiligen und Allerseelen wird der Toten gedacht: Autorin Cornelia Klaila über den Umgang mit dem Schmerz. - 30.10.2020 19:32 Uhr

Link zum Interview

Das Buch, eine schmerzliche, offene und äußerst behutsame Auseinandersetzung mit einer Katastrophe in Tagebuchform.

Es geht nicht darum, wie man mit Trauer fertig wird, vielmehr, wie man mit ihr leben kann. Die intensive Verarbeitung ist spürbar, weckt auf stille Weise Empfindungen, die auf das Festhalten an einem Einzelschicksal lösend wirken kann. Dadurch leistet die Autorin in ihrer unaufdringlichen Art Trauerhilfe. Eine starke Empfehlung für Trauernde und mittelbar Betroffene.

Ein Text über Verlust, Trauer und Schmerz und der dennoch ein Fenster öffnet zu einem hoffnungsvollen Blick in die Zukunft hinein.

Ein Text, der Mut macht, weil die Autorin aus einer so glücklich erlebten Vergangenheit durch die Liebe ihrer Schwester die Kraft schöpft, um diese in tiefer Dankbarkeit in die Gegenwart zu setzen.

Karin Irshaid, Feburar 2020

Herzzerreißend ehrlich lässt uns die Autorin an ihrem Schmerz um den Verlust ihrer Schwester und ihres Neffen teilhaben. Wir Leser dürfen miterleben, wie sie von der Trauer betäubt wird, gegen sie kämpft, darin aufgeht und doch um einen Weg ringt, ihr Leben weiterzuleben.

Für alle, die selbst durch die Trauer gehen oder gegangen sind und den Spruch "Das Leben geht weiter" nicht mehr hören können. Für alle, die die abgrundtiefe Trauer von Angehörigen und Freunde besser verstehen wollen. Damit sie eben nicht nur aus Hilflosigkeit heraus sagen können: "Das Leben geht weiter".

Eine absolute Empfehlung!

Ein einziger Tag – dies klingt zunächst einmal so, als ob dieser Tag ein vorübergehender sei, in einer endlos erscheinenden Abfolge von Tagen, die unser Leben ausmachen. Aber bei einem so unfassbar schrecklichen Trauerereignis, wie es in diesem Buch geschildert wird, funktioniert das "lineare Zeitempfinden", das Denken in aufeinanderfolgenden Tagen, nicht. Ratschläge von wohlmeinenden Außenstehenden, die Trauer loszulassen, einen Schritt nach vorn zu tun, ein neues Kapitel im Leben zu beginnen, bewirken nur, dass sich der Trauernde noch schlechter fühlt. Denn diese Ratschläge sind nicht umsetzbar.

Ein einziger Tag wird für immer Bestandteil des Lebens sein. Dies schildert die Autorin auf berührende Weise. Ein sehr bewegendes Buch, das zum Nachdenken über den Umgang mit Trauer und Trauernden anregt.

Was schrieb Goethe am 31.12.1776 in sein Tagebuch? –
"... Fieberhafte Wehmut."

Diese Formulierung eines hoch emotionalen Gedankens mit ungewissem
Ausgang überfällt mich als Leser durchgehend in diesem Buch.

Der Anfang dazu: eine Katastrophe unfassbaren Ausmasses - das
Verschwinden des zweiten Ich, in diesem Falle die Zwillingsschwester,
samt ihrer engsten Familie. Wo sie suchen gehen im Tsunami-All
unsagbarer Trauer? Wo sie wiederfinden?

Erst die Fassbarmachung dieses Wahnsinns durch Briefe an die geliebte
Schwester, durch die Formulierung von Gedanken, bringt die Autorin
wieder auf ihre Lebensspur.

Sie erwähnt auch die „Stufen“ von Hermann Hesse in ihrem Werk. Möge der
Schluss dieses wunderbaren Gedichts ihr Frieden bringen:
"Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!"

Susanne Sesselmann, Februar 2021