Claudia Vonmoos
Kunst ist, sich an morgen zu erinnern - Miniaturen
Tunis
Hitze bedeckt seit hundert Jahren die Hälfte des Papiers. Wäre es kein Aquarell, es wäre längst verbrannt.
Das Café des Dichters
Zwischen seinen zahlreichen Espressi griff er in immer gleich rhythmisiert grotesker Zickzack-Geste in die Luft und haschte nach Geschichten. Der Raum war voll davon; alte, neue, herzzerreißende, verzweifelte, aufrichtige, erlogene, kurze und lange, laute und leise. Die Geschichten waren längst vergessen. Sie irrten durch den Äther, von niemandem vermisst, geschweige denn gebraucht. Dieser Verschwendung wollte er ein Ende setzen. Einige restaurierte er aufs Säuberlichste, gab ihnen den Glanz zurück, den sie nie hatten, oder pfefferte sie auf. In seiner Fantasie, da fand er nichts. Die Luft um ihn herum jedoch war voll von Wundersamem.






















































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