Eliabeth Butter über "Erste Hilfe bei Bindungsproblemen" (P. Kuipers)

Dieses Buch ist, wie in der Einleitung formuliert, als Unterstützung für Sozialarbeiter und Mitarbeiter in der Jugendhilfe gedacht. Es sollte aber eigentlich auch im Bücherregal eines jeden Elternhauses stehen.

Die Autorin, von Beruf Kinder- und Jugendpsychologin, hat sich zur Aufgabe gemacht, Kindern, die sich in emotionaler Not befinden, zusammen mit ihren Eltern Lösungswege aufzuzeigen, die zu einer (wieder) gelingenden Eltern-Kind-Beziehung führen. Durch eine achtsame verbale und nonverbale Kommunikation, zu der das Buch eine Anleitung bereithält, können beide Seiten erleben, wie sich ein Gefühl der sicheren Bindung beim Kind wiederherstellen lässt.

Wenn eine solche Bindung von Anfang an gelingt, ist das natürlich der Idealfall. Aber für viele Familien, in denen Kinder eine solche Bindung nicht erleben, sondern bereits über zum Teil  lange Zeit in Konflikten, emotionaler Vernachlässigung oder Schlimmerem leben, ist das Buch eine große Hilfe. Es gibt Anleitungen zur Selbsthilfe, weist aber auch auf auch professionelle Beratungs- und Hilfsmöglichkeiten hin.

Die Autorin nimmt beide Seiten – Eltern und Kinder – absolut ernst. Sie ergreift niemals Partei und verzichtet auf Bewertungen und Schuldzuweisungen. Aus einem Schlüsselerlebnis – einer Begegnung mit einem misshandelten Kind, mit dem aus einer Hilflosigkeit heraus niemand über das Geschehene sprach -  sah sie es als ihre Aufgabe, eine Sprache zu finden, mit Kindern so zu kommunizieren, dass solche Dinge wie Schmerz, Verluste und Verlassen-Sein besprochen werden können.

Im ersten Teil des Buches werden die Ursachen für eine unsichere Bindung beschrieben, der zweite Teil befasst sich mit den Möglichkeiten der Hilfen für Eltern und Kinder, mit dem Ziel, beide Seiten wieder auf positive Weise wieder miteinander zu verbinden. Der dritte Teil beschreibt die besondere Situation zwischen Eltern und Kind im Fall einer Frühgeburt und in Pflege- und Adoptivfamilien.

In diversen Fallbeispielen werden sehr ausführlich verschiedene Therapieverläufe beschrieben, die die diese Vorgehensweise deutlich werden lassen.

Ich bin als Leserin besonders beeindruckt von der empathischen Haltung der Autorin, die sich ihren Klienten mit viel Mitgefühl und Aufmerksamkeit zuwendet und praktikable Lösungen anbietet. Diese bedingungslose Haltung gegenüber den Kindern, die wohltuenden Worte, die verständnisvolle Fürsorge sind für mich ebenfalls wohltuend zu lesen. Ich bin eine Mutter mit einem längst erwachsenen Sohn, aber nach der Lektüre dieses Buches wünschte ich, ich hätte es zur Verfügung gehabt in den Zeiten, in denen die Kommunikation zwischen Mutter und Kind auch an manchen Stellen hätte anders und besser laufen können.


Elisabeth Butter, Stuttgart