Paul Crichton über "Anatomie in China"

Die promovierte Ärztin und Sinologin, Maria M. Hirth, beschreibt, dass sich die westliche Anatomie nach Galen (129–199) über 1000 Jahre nicht weiterentwickelt hat. In China gab es zwischen der Song-Zeit (960–1279) und dem 17. Jahrhundert, als die Jesuiten die westliche Anatomie im Ming-zeitlichen China präsentierten, ebenfalls keine weitere Entwicklung der Anatomie: Nicht so sehr trug der Konfuzianismus dazu bei, als vielmehr eine als unantastbar betrachtete orthodoxe Lehre, die als Bestandteil der Identität Chinas und zur Abgrenzung gegen Fremdherrschaft und Kolonialmächte diente.
Die Autorin beschreibt mit wissenschaftlicher Akribie und großer Überzeugungskraft diesen geschichtlichen Verlauf und leistet damit einen wesentlichen Beitrag zur Geschichte der Anatomie in China.
Das Buch liest sich fast wie ein Krimi: Der Leser kann jede Spur mitverfolgen und zusammen mit der Autorin zum Ergebnis ihrer Untersuchung gelangen.

Paul Crichton, London September 2018