Doreen Gareis über "Ein einziger Tag" (Klaila)

Ein starkes Buch …

Die Autorin verliert 2004 ihre Zwillingsschwester, ihren Schwager und ihren elf Monate alten Neffen. Sie feiern Weihnachten am Strand in Thailand und überleben die Gewalt des Tsunamis nicht.

Die Autorin schreibt Briefe an die verunglückte Schwester, daraus entstand das Buch „Ein einziger Tag“.

Anfangs fiel es mir schwer, die Traurigkeit der Autorin auszuhalten. Sie erinnert sich an die gemeinsame, glückliche Zeit, ein Ei glich dem anderen: „Wir sind Zwillinge. Es ist, es war keine Frage, dass wir zusammengehören.“ Die Schwester lachte gerne, war ein Kinomensch, mochte Schweinebraten. „Ich pflege deine Leidenschaften“, endet ein Brief.

Wer die Texte liest, spürt, die Autorin will nicht bemitleidet werden. Sie wünscht sich Mitgefühl. Nach manchen Briefen bleibt eine halbe Seite oder mehr leer. Das weiße Papier lädt ein, innezuhalten.

Wie auch bei anderen guten autobiografischen Texten verglich ich mich mit der Autorin, lernte dazu, erfreute mich an ihren Erinnerungen und der literarischen Qualität des Textes. Die Briefe vermitteln dem Leser die Akzeptanz des Todes und die Weisheit des Weiterlebens. 

Doreen Gareis, Wendelstein im November 2020