Tom Ots über "Segment-Akupunktur, 2. Auflage" (Wancura-Kampik)
Ingrid Wancura-Kampik: Segment-Akupunktur
Dieser 2017 erstmals aufgelegte moderne Klassiker und sicherlich bedeutendstes Grundlagenlehrbuch der Akupunktur erscheint nun, nur vier Jahre später, in der zweiten, überarbeiteten Auflage.
Damit hat der Kiener Verlag auf die vorgetragene Meinung mancher Leser reagiert, dass man sich oft wünsche, sich an anderer Stelle im Buch zu orientieren. Denn ein Buch mit einem solch bahnbrechenden Inhalt verlangt oft ein Zurückblättern, ein wieder-Nachschlagen, ein noch-mal-Lesen. Und wenn man mal nach längerer Zeit etwas nachschlagen will, soll man nicht erst lange suchen müssen. All dies ist nun in der zweiten Auflage durch eine klare Optik deutlich verbessert und damit vereinfacht.
Was genau wurde verändert?
1. Das Buch wurde gut optisch sichtbar in vier Teile durch farblich unterscheidbare Griffleisten gegliedert:
- gelb: Die Segmente C2 bis S2 in kranio-kaudaler Anordnung in Analogie zu den Meridianen der Akupunktur; zusätzlich sichtbar unterteilt in die Abschnitte der Wirbelsäule.
- rot: Segmental Analyse der Akupunkturpunkte und Akupunkturregeln
- blau: Segmentale Basiswissen für die Behandlung von Krankheiten mit Akupunktur
- maroon: Pulsdiagnose und Somatotopien aus segmentaler Sicht.
2. Die Schrift wurde verkleinert. Es liest sich deutlich flüssiger und kompakter – auch für den langsam älter werdenden Teil der Akupunktur-Gemeinde.
Fazit: Ein absolut gelungenes Lifting dieses Klassikers, den ich nun noch lieber in die Hand nehme, darin schmökere, und dem ich damit noch mehr Verbreitung wünsche. Denn die Segment-Akupunktur ist auf Grundlage der Segment-Anatomie derzeit die unangefochten treibende Kraft zu einem neuro-physiologischen Verständnis der Akupunktur – und das bedeutet: zu ihrer Internationalisierung. Hier sei sie aus dem Vorwort von Prof. Dr. W. Neuhuber, Universität Würzburg, zitiert: „Sie (Ingrid Wancura-Kampik) gibt dem Praktiker einen Kompass in die Hand, mit dem er durch den Dschungel vermeintlich rätselhafter, unerklärlicher Symptome und ‚Nadelungseffekte’ navigieren kann.“
Denn eines sollte uns klar sein: die nur zögerliche Anerkennung und die weitgehende Ausblendung der klinischen Erfolge der Akupunktur durch die universitäre Medizin geht auf die sattsam bekannte Denkform zurück: „Was nicht sein darf, nicht sein kann.“ Deswegen sei dieses Buch auch den Akupunktur-Skeptikern empfohlen. Sie werden erkennen, wie naturwissenschaftlich fundiert die Akupunktur ist, dass man zu ihrem Verständnis von den metaphorischen Erklärungen aus der Welt der chinesischen Kultur nahezu komplett abstrahieren kann – allerdings nicht von den heilsamen Erfahrungen der Akupunkturpraxis, die uns immer wieder überraschen und in Erstaunen versetzen.
Mein Urteil: *****
Thomas Ots, ots@daegfa.de, September 2021