Sport. Orthop. Traumatol. 29, 125–126 (2013) über "Beschreibende und funkionelle Anatomie" (M. Engelhardt)

Prof. Dr. Kurt Tittel ist im Alter von 92 Jahren noch eine Glanzleistung gelungen:
Er hat die 15. Auflage seines weltweit bekannten und bewunderten Buches "Beschreibende und funktionelle Anatomie" noch einmal überarbeitet, mit Neuigkeiten versehen und didaktisch deutlich verbessert.
Das Ziel des Buches "zunächst detaillierte Grundkenntnisse über den Aufbau des Körpers aufzuzeigen, um danach seine Teile unter funktioneller Sicht wieder zu einem Ganzen zsammenzufügen", hat sich seit der Erstauflage 1956 (damals im Deutschen Verlag der Wissenschaften, Berlin) nicht verändert.
Als Kurt Tittel Anfang der 1950er Jahre noch am Anatomischen Institut der Universität Halle tätig war, übernahm er bereits Lehr- und Betreuungsaufgaben an der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig. Dort wurde er als Dozent von Studentenvertretern angesprochen, die bei ihm den praktsichen Bezug und Nutzen der Anatomie für den Sportalltag anmahnten. Nach konstruktiver Verarbeitung der an ihn gerichteten Kritik entschloss sich Kurt Tittel damals zum Schreiben des Buches "Beschreibende und funktionelle Anatomie des Menschen". Dabei kam er auch auf die Idee, "das Relief des Körpers formende sportliche Bewegungsabläufe" durch den Leipziger Künstler Kurt Opitz als "Oberflächen-Anatomie des Lebenden" darstellen zu lassen. Die in sehr aufwändigen Zeichnungen festgehaltenen Sportler stellen zusammen mit dem Kapitel "Bewegungsabläufe im Sport: Muskelschlingen" auch heute noch das Kernstück des Werkes dar.
Das Buch besteht aus vier großen Kapiteln (Grundlagen der Anatomie, Stütz- und Bewegungssystem, angewandte Anatomie in Alltag und Sport sowie Organsysteme).
Die 478 Seiten spiegeln die 40-jährige Lehr- und Forschungstätigkeit des Autors als ehemaligen Lehrstuhlinhaber für funktionelle Anatomie an der Universität Halle sowie in der Deutschen Hochschule für Körperkultur in Leipzig sowie aus über 20-jähriger ärztlicher Betreuungstätigkeit von Leistungssportlern wider.
Die Art der Vermittlung von anatomischem Wissen insbesondere hinsichtlich der klinisch-sportlich relevanten Bezüge ist weltweit einmalig. Das Buch wendet sich nciht nur an sportmediznisch interessierte Ärzte, sondern auch an Sportstudierende, Physio-, Sport- und Ergotherapeuten sowie Trainer und interessierte Sportler.
Neben der fachlichen Kompetenz besticht das Werk insbesondere durch seine didaktisch moderne Gestaltung.
Kurt Tittel, der auch mit fast 93 Jahren noch körperlich und geistig eine hohe Leistungsfähigkeit aufweist, hat sich bei der vorliegenden Neuauflage seines Buches mit Prof. Dr. Egbert Seidel einen Facharzt für physikalische und rehabilitative Medizin aus Weimar als Koautor "an die Seite gestellt".
Der Autor, der mehr als 500 wissenschaftliche Arbeiten sowie zahlreiche Lehrbücher veröffentlichte, war von 1972 bis 1990 Präsident der Gesellschaft für Sportmedizin der DDR und betreute über 20 Jahre die DHfK Handballmannschaft sowie die DDR-Auswahl im Handball.
Auf die Frage, wie er sich in dem hohen Alter noch so fit halte, antwortete Tittel, dass er wöchentlich dreimal im Fitnessstudio ein Basisausdauertraining sowie ein gezeiltes Krafttraintin betreibe, zusätzcli laufe er täglich mehrere Hundert Treppenstufen und versuche, sich durch Lesen und Schreiben von Fachbeiträgen sowie Vorträgen auch geistig Anregung zu verschaffen.
Die Zeitschrift für Sport Orthopädie Sport Traumatologie gratuliert zu diesem Werk, welches wir jedem im Sport Tätigen ob Arzt, Trainer oder Physiotherapeut aus voller Überzeugung empfehlen können.
Die 15. Auflage erschien 2013 im Kiener-Verlag, Clemensstraße 6, 80803 München, ISBN: 978-3-943324-10-5.
Martin Engelhardt, Osnabrück
Sport. Orthop. Traumatol. 29, 125–126 (2013)