KNA über "Hoffnung allein genügt nicht"
Authentischer Erfahrungsbericht erfreut sich nachhaltigen Interesses
Mainz (KNA-Korr.). Der Autor, Werkzeugmacher aus Mainz, fährt mit seinem Fahrrad nach der Spätschicht vom Bahnhof nach Hause und wird unterwegs von einem Autofahrer angefahren. Während der Unfallverursacher das Weite sucht, findet ein nächtlicher Zeitungsfahrer den Bewusstlosen und verständigt Polizei und Rotes Kreuz. Im Krankenhaus werden Schädelbasisbruch, eine schwere Hirnverletzung, Kieferbruch und Trümmerbruch des linken Unterschenkels diagnostiziert. Für den Verunglückten besteht akute Lebensgefahr.
Dies ist der Hintergrund eines erstaunlichen Buches, das der Betroffene nach erfolgreicher Rehabilitation acht Jahre später geschrieben hat. Das Buch stößt nicht nur in den Berufsgenossenschaften auf großes Interesse, sondern auch in den Medien, geschieht es doch zum ersten Mal, dass ein Betroffener nach einer derartig einschneidenden Verletzung über seinen inneren Zustand, über seine Rehabilitation ein Buch schreibt. Im Matthias-Grünewald-Verlag erschien das Buch „Hoffnung allein genügt nicht“ in mehreren Auflagen, heute ist es im KIENER Verlag in München neu editiert.
Wie sieht der Verfasser seine Zukunft? Welche psychischen Voraussetzungen empfiehlt er nach erfolgreicher Rehabilitation? Hat das Verhältnis des praktizierenden Katholiken Schwarz zu seiner Kirche und zu Gott Einfluss auf seine Rehabilitation gehabt oder hat es unter der persönlichen Katastrophe gelitten? Gibt es unverzichtbare Voraussetzungen für qualifizierte Reha-Zentren?
Heino Schwarz berichtet sachlich von seinem lebensverändernden Unglück. Sein Erfahrungsbericht habe „psychisch reinigende Wirkung gehabt“, sagte Schwarz in einem KNA-Gespräch. Er könne heute relativ frei über seine damalige Katastrophe reden. Eine große Hilfe sei die seelische Verdrängung möglicher Folgen der Hirnschädigung gewesen. Zusätzlich habe er sich weder sachlich noch emotional mit dem Unfall und seinem Verursacher beschäftigt. Besonders positive Erfahrungen habe er in seinem Rehabilitationszentrum gemacht. Lobend erwähnt er die fürsorgliche Betreuung seines Neurologen und die menschliche, ja partnerschaftliche Wärme der Therapeutinnen. Krankengymnastik, Ergotherapie und die Arbeit der Logopäden seien zweifellos unverzichtbar. Mit gleicher Intensität müsse man allerdings auch versuchen, die permanent auftretenden Hirnleistungsdefizite abzumildern. Gerade das „Cerebrale Leistungstraining“ (CL-Training) sei in seinem Fall unglaublich wichtig gewesen – für die Wiedereingliederung in den Arbeitsprozess und für seine Psyche. „Die vermittelte Motivation war entscheidend“, meint Schwarz. Zusätzlich habe man ihn ermuntert, eigene „kreative Wege“ zu gehen. So begann Schwarz seine schriftstellerischen Möglichkeiten zu erproben.
Ausdrücklich weist der Autor darauf hin, dass seine Beziehung zur Kirche, zu Gott, eine „wesentliche Rolle bei der emotionalen, seelischen Akzeptanz des Schicksals gespielt“ habe. Das Verhältnis sei heute anders, intensiver: „Nachdem ich in meinen dunkelsten Stunden für mich selbst und meine Angehörigen einen Sinn in meinem Schicksal zu entdecken glaubte, habe ich aufgehört zu hadern, meine Situation akzeptiert und systematisch um meine Wiederherstellung gekämpft“, betont Schwarz.
Mut, Motivation und Durchhaltevermögen waren bei der Rehabilitation von Schwarz bisher offenbar entscheidend. Von sich selbst bekennt er heute zuversichtlich: „Bei gleichbleibender Einstellung glaube ich, dass es immer noch ein bisschen besser wird.“ A. W.(Katholische Nachrichtenagentur, KNA)
Heino Schwarz: „Hoffnung allein genügt nicht – Rehabilitation nach einer schweren Hirnverletzung“, KIENER Verlag, München, 160 Seiten, € 12,95