Osteopathische Medizin über "Ontogenese" (K. Schmidt)

„Ein menschlicher Embryo hat so viel Anmut, dass der Unvoreingenommene ihn staunend bewundern muss.“ (E. Blechschmidt) 

Und wer von Ihnen regelmäßig mit Neugeborenen bzw. Babys arbeitet, der kennt dieses Gefühl, das Blechschmidt beschreibt. 

Mit dem Namen des Anatomen und Embryologen Erich Blechschmidt und seinen Forschungsergebnissen auf dem Gebiet der Embryologie sollte jeder Osteopath vertraut sein, weil er abweichend von den allgemeinen Standards ein eher kinetisches Verständnis der Embryologie vermittelt. Aktuell sind gleich zwei Bücher von Blechschmidt erschienen, und ich möchte Ihnen beide nicht nur zusammenvorstellen, sondern auch wärmstens ans Herz legen.

Eine schönere Einführung in die Materie des zweiten Buches „Ontogenese des Menschen“ kann es kaum geben.

Dies ist eher ein Lehrbuch. Es löst seinen Vorgänger „Anatomie und Ontogenese des Menschen“ ab, das erstmals 1978 erschienen ist. Der neue Titel entstand in Absprache mit Frau Blechschmidt, und ich freue mich besonders über den Zusatz „Kinetische Anatomie“. Er unterstreicht einmal mehr den unverwechselbaren Ansatz, der den Embryologen Erich Blechschmidt auszeichnet: Auf welche Weise entsteht der differenzierte menschliche Körper? Er fragt dabei nicht nach seiner Geschichte oder seiner Chemie, sondern nach seinen biokinetischen Eigenschaften. Für uns Osteopathen ein unerlässliches Detail, um die Embryologie als Grundlage für die Beziehung zwischen Struktur und Funktion wirklich „wahr – nehmen“ zu können.

Inhaltlich wurde diese Ausgabe nicht verändert. Der Schwerpunkt des Buches liegt bei den biokinetischen Grundlagen. Blechschmidt gibt uns die sogenannten Stoffwechselfelder an die Hand. Das sind morphologisch abgrenzbare Bezirke von Stoff wechselbewegungen als Grundeigenschaft des Entwicklungsgeschehens. Seine vielen von uns (hoffentlich) bekannten „Strichmännlein-Zeichnungen“ tragen eminent zum Verständnis der komplizierten Gewebedynamiken bei und befähigen uns, die buchstäbliche Kinetik im Organismus zu erahnen und uns später einer intensiven Wahrnehmung zu öffnen.

Überarbeitet wurde auch in diesem Buch sehr sorgfältig das gesamte Erscheinungsbild des Werkes: Handliche Größe und stabiles Hardcover, größere Schrift und vor allem stark vergrößerte Abbildungen mit hochwertiger Qualität und besserer Platzierung im Bezug zur Nennung im Text unterstreichen den beabsichtigten Lehrbuchcharakter.

Was mir positiv auffiel und ein kleines Lächeln entlockt hat: Aus den bekannten Strichmännlein sind richtige „Jungs“ geworden ...

Alles in allem ein „must have“ für jeden von uns!

Kerstin Schmidt, Rubrikleitung"Die Frühentwicklung des Menschen"Osteopathische Medizin, 13. Jahrg., Heft 2/2012, Elsevier GmbH