Susanne Sesselmann über "Wodka mit Grasgeschmack" (Mittmann)

„Wer nicht in der Vergangenheit blättert, hat seine Zukunft hinter sich“ sagte einmal sinngemäß ein französischer Schriftsteller.

Der deutsche Schriftsteller Markus Mittmann nimmt dies wörtlich und begibt sich auf eine (zunächst) physische Reise in Richtung Polen, zusammen mit seinem Bruder und seinen Eltern, die nach dem zweiten Weltkrieg aus Schlesien vertrieben worden waren.

Was zunächst mit junger, flotter Sprache des 21. Jahrhunderts, schönen Metaphern und brillantem Humor beginnt, entwickelt sich sprachlich bald zu moderner Poesie vom Feinsten – und inhaltlich zu einem Zeitzeugenbericht, wie wir uns noch viele in dieser Qualität wünschen. Denn die Generationen-Uhr tickt: bald werden die persönlichen Eindrücke des letzten Weltkriegfanals für immer entschwinden – wenn sie nicht vorher noch gefunden werden, wie hier.

Ein Buch, das verändert! Das merkt man nach der Lesereise am Ende auch dem Autor an, der sich im Verlauf dieser Reise seiner menschlichen Verantwortung gedanklich und sprachlich zusehends bewusster geworden ist und diese Verantwortung an seinen Sohn – an die Zukunft – weitergibt.

Susanne Hedwig Sesselmann, Oberhaching, Februar 2021