Leseprobe_Tittel_Anatomie_lowres - page 17

8.4 Bewegungen des Schulterblatts
103
8
erfordert dies ein Nachregulieren der meisten übrigen
muskulären Züge. Dieses wechselseitige funktionelle
Zusammenspiel soll abschließend nochmals dargestellt
werden.
Grundsätzlich sind Schulterblattbewegungen mit ihren
Auswirkungen auf den Bewegungsumfang des Schul-
tergelenks und damit des Arms in sieben verschiedenen
Richtungen möglich:
•• gleitende Bewegung zur Wirbelsäule hin
(Addukti-
on)
bzw. von ihr weg
(Abduktion)
,
•• Bewegung
um eine sagittale Achse
, wobei sich der
untere Schulterblattwinkel das eine Mal
nach lateral
(und die Gelenkfläche für das Schultergelenk nach
oben), das andere Mal
nach medial
(und die Schul-
tergelenkspfanne nach unten) bewegt, sowie
•• Bewegung
um eine Frontalachse
, in der der Ra-
benschnabelfortsatz
nach vorn abwärts
, der untere
Schulterblattwinkel
nach hinten aufwärts
kippen,
und
Heben bzw. Senken
des Schulterblatts.
Aus der Fülle der für diese Verlagerungen des Schul-
terblatts tätigen Muskeln sollen im Folgenden einige
genannt werden, die als Spieler und Gegenspieler für den
hohen Grad an Beweglichkeit des Schulterblatts und für
dessen Fixation (als Voraussetzung für Stützübungen)
verantwortlich zeichnen (Abb. 8.11) und die Bestandteile
größerer Muskelschlingen (
Kap. 14) sind.
Rhomboideus-Serratus-Schlinge
Zu ihnen gehört als Spieler (Agonist) und Gegenspieler
(Antagonist) unter anderem die Verbindung des
vorde-
ren Sägemuskels
(M. serratus anterior)
mit dem
kleinen
und großen Rautenmuskel
(M. rhomboideus major et
minor),
in die das Schulterblatt mit seinem medialen
(vertebralen) Rand eingeschaltet ist (Abb. 8.11), das
schräg zur Zugrichtung der Muskelschlinge (s.u.) liegt.
Kontrahiert sich in dieser
„Rhomboideus-Serratus-
Schlinge“
die rautenförmige Muskulatur (was mit einer
starken Dehnung des vorderen Sägemuskels verbunden
ist), dann werden der untere Schulterblattwinkel und
der mediale Schulterblattrand zur Wirbelsäule gezogen
und die am Gelenkwinkel des Schulterblatts gelegene
Schultergelenkpfanne auf die Höhe des Kopfes des
Oberarmbeins hinaufgedreht. Kontrahiert sich der nun
vorgedehnte vordere Sägemuskel, dann bringt er den un-
teren Schulterblattwinkel kraftvoll nach vorn oben und
stellt das Schulterblatt so, dass dessen oberer Rand (mit
oberemWinkel) der Wirbelsäule genähert ist (wodurch
eine Abduktion des Arms [durch den Deltamuskel und
Obergrätenmuskel] über 90° ermöglicht wird; s. u.). Die-
se
„Serratus-Rhomboideus-Schlinge“
stellt aber auch
für die statischen Leistungen (Stütz, Handstand usw.)
eine wesentliche Voraussetzung dar, indem sie das Schul-
terblatt in einer mittleren Stellung fixiert (Abb. 14.5).
K
linik
 Durch eine Lähmung des vorderen Sägemuskels kann der
Armnicht mehr über die Horizontale abgespreizt und gehoben werden.
Levator-Trapezius-Schlinge
Eine weitere Muskelkombination begegnet uns in der
Zusammenarbeit des
Schulterblatthebers
(M. levator
scapulae)
mit den aufsteigenden Faserzügen des
Kap-
Abb. 8.11 
Schematisierte Darstellung einiger für die Bewegung und Fixation des Schulterblatts wichtiger Muskelpaare.
1...,7,8,9,10,11,12,13,14,15,16 18,19,20,21,22,23,24,25,26,27,...78
Powered by FlippingBook