Inhalt:
1 Segmentale Phänomene - Einleitung
2 Segmentale Zusammenhänge: Begriffsbestimmung
3 Embryologie, die Wurzel der segmentalen
Zusammenhänge
4 Der menschliche Körper in Dermatomen,
Myotomen und Sklerotomen
5 Somatisches und autonomes Nervensystem - eine
nicht gerechtfertigte Aufteilung?
6 Die Verbindung zwischen inneren Organen und
Nervensystem
7 Reflexbeziehungen innerhalb eines Segments
8 Segmentale Diagnostik
9 Segmentale Therapie?
10 Teufelskreise
11 Psychosomatischer Zusammenhang und
Summation von Faktoren
12 Einfache segmentale Untersuchung
13 Das Wichtigste zusammengefasst
14 Schlussbemerkung
Jeder Arzt weiß, dass linksseitige Schmerzen in Schul-
ter und Arm mit Störungen im Bereich des Herzens in
Zusammenhang stehen können. Dies ist nur ein Beispiel
von vielen dafür, dass sich eine Organstörung an der
Körperoberfläche widerspiegelt. Neben Schmerzen
können auch andere Symptome, wie z.B. veränder-
te Muskelspannung, Hauttemperatur und -farbe und
Pupillenveränderungen beobachtet werden.
Diese Zusammenhänge sind auf den segmentalen Auf-
bau des Nervensystems zurückzuführen. Dabei versorgt
ein Spinalnerv die zu einem Segment gehörenden
Strukturen: Haut, Muskulatur, Knochen und innere
Organe (Dermatom, Myotom, Sklerotom, Enterotom).
Trotz umfassender anatomischer Verschiebungen im
Verlauf der embryonalen Entwicklung des Menschen
bleibt die Innervation bis in das Erwachsenenalter un-
verändert. Demnach können selbst weit voneinander
entfernt liegende Organe segmental miteinander in
Verbindung bleiben.
Diese Beziehungen haben für Arzt und Therapeut dia-
gnostische Bedeutung: Symptome können schon im
frühen Stadium eines Krankheitsprozesses und ohne
aufwändige Untersuchungsmethoden mit einfachen
Mitteln wie Inspektion und Palpation wahrgenommen
werden. Umgekehrt können über die Stimulation von
segmental zugehörigen Körperstrukturen Organfunk-
tionen beeinflusst werden. Dieses Prinzip ist Grundlage
für manuelle Therapieverfahren und Osteopathie, Aku-
punktur und Neuraltherapie.
Obwohl diese wichtigen Zusammenhänge bereits vor
mehr als 100 Jahren beschrieben wurden, gerieten sie
mit dem Vormarsch der technischen Untersuchungs-
methoden wieder in Vergessenheit. Dieses Buch unter-
sucht die theoretischen Hintergründe und praktischen
Anwendungsmöglichkeiten segmentaler Beziehungen
in Diagnostik und Therapie.
3
Embryologie, die Wurzel der
segmentalen Zusammenhänge
Links in Abbildung 3.1 ist dargestellt, wie man sich die Entstehung seg-
mentaler Beziehungen vorstellen kann. Zu jedem Rückenmarkssegment
(= Teil des Neuralrohrs) gehört jeweils ein Teil des Ektoderms (Haut), Me-
soderms (Skelett und Muskulatur) und Entoderms (Organe). Zusammen
bilden diese Strukturen ein
Metamer
oder ein „Segment“ im weitesten
Sinn.
Metamer
I
II
III
A
Ekto-
derm
B
Meso-
derm
C
Ento-
derm
D
Neural-
rohr
C
Viszero-
tom
B
Sklero-/
Myotom
A
Derma-
tom
Somiten
Reiz
• elektrisch
• manuell
• Massage
• Akupunktur
Abb.3.1
EmbryologischeEntwicklungderSegmentierung.
Links:
EmbryomitSomiten.Daneben:AufbaudesSegments (Metamer)auseinem Teil desEktoderms,Mesoderms
undEntoderms,primäreSegmentation (umrahmt).
Rechts:
anatomischeVerschiebungenwährendderweiteren
embryonalenEntwicklung.DieVerbindungen zumNervensystembleibenunverändert.EinReiz kannabhängig vonder
Tiefenwirkung (A,BoderC)aufunterschiedlicheSegmenteeinwirken (I, IIoder III).
Ben van Cranenburgh
Segmentale Phänomene
Ein Beitrag zu Diagnostik
und Therapie
Übersetzung ins Deutsche
von Anna Rabou
160 Seiten, 91 Abbildungen
Softcover
ISBN 978-3943324-02-0
Ebenfalls im Kiener-Verlag erschienen!