Bielefelder Autorin Karin lrshaid las im Buchladen Eulenspiegel
          
        
        
          
            ,Zu
          
        
        
          
            Gespenstern gemacht"
          
        
        
          Von Iris Homann
        
        
          
            Bielefeld.
          
        
        
          Noch immer traut sich nie–
        
        
          mand, offen uber den Konflikt zu
        
        
          sprechen. Die Rede ist von ,dem ei–
        
        
          genen Land", ,den Feinden", von
        
        
          ,der Heimat" und ,der anderen Sei–
        
        
          te". Gesprache, in denen die, um die
        
        
          es geht, nur zwischen den Zeilen ge–
        
        
          nannt werden. ,lch habe schon
        
        
          Schwierigkeiten gehabt bei der Ge–
        
        
          schichte", gibt Karin lrshaid nach ih–
        
        
          rer Lesung im Buchladen Eulenspiegel
        
        
          zu. Zu tief sitzen die Schuldgefuhle
        
        
          noch immer, als daB eine Deutsche
        
        
          offen Partei ergreifen ki:innte im Streit
        
        
          der Palastinenser gegen die Israelis.
        
        
          ,lch wollte nicht werten", erklart die
        
        
          Bielefelder Autorin fast entschuldi–
        
        
          gend. ,Doch gerade wir sollten se–
        
        
          hen, daB das, was passiert ist, sich
        
        
          nicht wiederholt - auf keiner 5eite."
        
        
          Doch Karin lrshaids Thema ist kein
        
        
          politisches in erster Linie. In ihrer
        
        
          neuesten Erzahlung ,Das Hochzeit–
        
        
          sessen" schildert die Autorin den All–
        
        
          tag der Menschen aus Palastina. Mit
        
        
          vielen kleinen Geschichten, die wah–
        
        
          rend der Zubereitung eines Hoch–
        
        
          zeitsmahls erzahlt werden, laBt sie
        
        
          Begriffe wie Heimat, Vertreibung,
        
        
          Fremdheit und Neuanfang lebendig
        
        
          werden. Keine politischen Theorien,
        
        
          sondern die alltaglichen Erfahrungen
        
        
          der Menschen mit dem Krieg stellt die
        
        
          Schriftstellerin in den Vordergrund.
        
        
          Die Liebe der Menschen zu ihrem
        
        
          Land, das sie ernahrt und das sie mit
        
        
          den Handen begreifen ki:innen, ihre
        
        
          alltagliche Arbeit, das Saen und Ern–
        
        
          ten auf den Feldern und schlieBiich
        
        
          der Verlust all dessen. ,Man. hatte ih–
        
        
          nen den Namen genommen, damit er
        
        
          in Vergessenheit geriet. Man hatte sie
        
        
          zu Gespenstern gemacht. Anwesend
        
        
          Abwesende in einem Geisterland",
        
        
          schreibt lrshaid.
        
        
          Ganz dicht geht die 56jahrige Schrift–
        
        
          stellerin an ihre Figuren heran, um
        
        
          die fast sinnliche Beziehung zu ihrem
        
        
          Land zu begreifen, die sie in ebenso
        
        
          sensiblen wie klaren Satzen be–
        
        
          schreibt und so - nach eigenen Wor-
        
        
          
            Die
          
        
        
          
            Bielefelder
          
        
        
          
            Schriftstellerin Ka–
          
        
        
          
            rin lrshaid, foto–
          
        
        
          
            grafisch gesehen
          
        
        
          
            vor ihrer lesung
          
        
        
          
            in der Buchhand–
          
        
        
          
            lung Eulenspiegel.
          
        
        
          
            lhre
          
        
        
          
            Erzahlung
          
        
        
          
            ,Hochzeitsessen"
          
        
        
          
            wurde im Marz/
          
        
        
          
            April von dieser
          
        
        
          
            Zeitung auf der
          
        
        
          
            Feuilletonseite in
          
        
        
          
            Fortsetzungen ab–
          
        
        
          
            gedruckt.
          
        
        
          
            Foto: Homann
          
        
        
          ten fiktiv und autentisch zugleich
        
        
          ein eindrucksvolles Bild uber die
        
        
          Menschen und die Landschaft in Pala–
        
        
          stina entwift.
        
        
          
            Karin lrshaid: ,Das Hochzeitsessen", Fi–
          
        
        
          
            scher Taschenbuch, 1996; 91 Seiten;
          
        
        
          
            9,90Mark
          
        
        
          Lesung im Buchladen Eulenspiegel/Bielefeld am 13.06.1996; Artikel in Neue Westfälische Zeitung vom 30.01.1996