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          Dienstag, 9. Januar 2001
        
        
          log die Besucher in den Rotenburger Kunstturm: Kiinstlerin und
        
        
          Autorin Karin lrshaid.
        
        
          Foto: Schulze
        
        
          Lokales
        
        
          
            Der Lebenssinn am Kiichentisch
          
        
        
          Rotenburg (is). lm Kunstturm
        
        
          war ,es so eng wie im Bunker
        
        
          im letzten Weltkrieg". Die Be·
        
        
          fiirchtung Rudolf Wieses, Initia–
        
        
          tor von Kunstausstellung und
        
        
          Lesung Karin lrshaids, unbe–
        
        
          grundet, es konnten nur zehn
        
        
          Besucher kommen, um dem
        
        
          ,Fest
        
        
          fur
        
        
          die
        
        
          Sinne"
        
        
          beizuwohnen.
        
        
          Mag der Zugang
        
        
          zu
        
        
          Karin
        
        
          Irshaids Bildem und Objekten
        
        
          nicht immer leicht sein, in ih–
        
        
          ren Bi.ichem ver-Wendet sie eine
        
        
          klare, offene Sprache - natiir–
        
        
          lich, eindeutig und ungekiin–
        
        
          stelt. 1991 erschien ,Gilda",
        
        
          1996 ,Das Hochzeitsessen",
        
        
          1997 ,Licht und Zeit" und
        
        
          1994 und 1998 beteiligte sie
        
        
          sich an den Anthologien, ,Orte
        
        
          hinterlassen Spuren" und ,Die
        
        
          Phantasie ist eine Frau".
        
        
          Am
        
        
          Sonntag las Karin lrshaid.
        
        
          aus ihrem Buch ,Das Hochzeit–
        
        
          sessen", einer Erzahlung, in
        
        
          der sie beweist, dass sie weder
        
        
          als Mensch noch als Ki.instlerin
        
        
          im Elfenbeinturm lebt.
        
        
          Karin Irshaid lebt in verschie–
        
        
          denen Kulturen, deren Eintli.is–
        
        
          se aufeinander sie als ungemein
        
        
          begli.ickend empfindet, deren
        
        
          Vielfaltigkeit sie liebt, und de–
        
        
          ren Ptoblematik sie nicht zu–
        
        
          letzt auch zur politischen
        
        
          Schriftstellerin gemacht hat.
        
        
          Durch Heirat mit einem Pa–
        
        
          lastinenser und haufige Besuche
        
        
          wurden ihr orientalische Le–
        
        
          bensweise und Kultur vertraut.
        
        
          Im
        
        
          ,Hochzeitsessen" erzahlt
        
        
          Karin Irshaid von der Zuberei–
        
        
          tung eines iippigen orientali–
        
        
          schen Mahls, von der Gemein–
        
        
          samkeit der Frauen, denn ,viele
        
        
          Entscheidungen des Lebens
        
        
          werden am Kiichentisch ge–
        
        
          fallt." Daraus ergeben sich
        
        
          im–
        
        
          mer auch Fragen, die das
        
        
          ~
        
        
          .. ··
        
        
          ~
        
        
          
            Rotenbu.rg
          
        
        
          :
        
        
          Andreu Beckar
        
        
          (abc)
        
        
          . · R•daj(Jion • 72324
        
        
          · e4nall:
        
        
          allcOtmtiwgar-il..-.ltuflt.de ·
        
        
          Menschsein an sich betreffen,
        
        
          ebenso einfach wie komplex:
        
        
          welches ist das Feindesland,
        
        
          welches ist der rechte Glaube
        
        
          und hat eigentlich jeder das
        
        
          Recht auf Recht?
        
        
          Wahrend der Zubereitung
        
        
          des grofien Essens erzahlen die
        
        
          Frauen erlebte und erfahrene
        
        
          Geschichten, deren Allgemein–
        
        
          gi.iltigkeit vor dem Hintergrund
        
        
          des Palastinakonflikts erschiit–
        
        
          tert, weil sie so selbstverstiind–
        
        
          lich erscheint und doch nicht
        
        
          ist.
        
        
          ,Die Geschichte andert sich
        
        
          wie die Zeit", sagt Karin Irs–
        
        
          haid, und das alte orientalische
        
        
          Sprichwort ,Wer gemeinsam an
        
        
          einem Tisch gesessen hat, kann
        
        
          nicht mehr Feind sein", hat fur
        
        
          sie eine tiefe Bedeutung. Kas–
        
        
          sim, einer ihrer Helden, weiB:
        
        
          ,Das Feme ist ganz·nab und ei–
        
        
          nes Tages... entfemt sich der
        
        
          Mensch von der Zeit des alten
        
        
          Landes und schreitet in die Zeit
        
        
          ·des neuen Landes..., denn .die
        
        
          Zeit hat
        
        
          ihn
        
        
          geduldig gemacht.