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Kapitel 12
Empfehlungen und
Zusammenfassung
12.1 Effektivitätsnachweise und/oder theoretische
Fundierung
In diesem Buch werden zahlreiche mögliche Interventionen beschrieben, mit denen Probleme,
die aus Hirnläsionen resultieren, behandelt werden können. Manche dieser Behandlungsmaß-
nahmen sind seit langem bekannt und in Gebrauch, andere wurden erst aufgrund neuer Erkennt-
nisse und Konzepte entwickelt. Aber auch eine vordergründig plausibel erscheinende therapeu-
tische Methode muss sich in der Praxis erst noch beweisen. Eine überzeugende Theorie bedeutet
also nicht, dass eine Therapie auch wirkungsvoll ist!
Zuverlässige Informationen über den Nutzen von Interventionen sind allein schon aus dem
Grund ganz besonders wichtig, da sich auch Quacksalber und Kurpfuscher mit der Problema-
tik beschäftigen.
Wie kommen wir voran? Als einzelner Therapeut, aber auch die neurologische Reha als
Ganzes? Die evidenzbasierte Medizin legt einen starken Akzent auf die bewiesenen Effek-
te von Therapien, wobei die klinische randomisierte doppelblinde Interventionsstudie an
zwei Gruppen der Goldstandard ist (engl. RCT =
randomized clinical trial)
. Wenn aber nur
der Effekt zählt, führt dies auf die Dauer zu einer konzeptionellen Verarmung. Eine ande-
re Art, der eigenen Entwicklung und dem Fortschritt des Berufsstandes zu dienen, ist eher
konzeptioneller Art: wir gewinnen die Einsicht, dass Motorik mehr ist als Muskeln, dass Sen-
sibilität unverzichtbar ist (Beispiel: Kinästhesie) und dass Motorik und Kognition untrenn-
bar miteinander verbunden sind (Beispiel: Aufmerksamkeit). Aus dieser Perspektive wür-
den wir ein motorisches Problem grundsätzlich anders betrachten und behandeln. Für
solch ein konzeptionelles Fundament sind die klassischen Lehren nach James, Goldstein,
Luria und anderen wichtige Bausteine. Letztes Endes sind Effektivitätsstudien und theore-
tisch-konzeptionelle Grundlagenentwicklung keine Gegenspieler, sondern müssen unter
einen Hut gebracht werden. In der klinischen Praxis sollten wir uns in Referaten und Work-
shops mit der konzeptionellen Fundierung beschäftigen, aber auch einfache Effektivitäts-
untersuchungen planen, die gut in individuelle Behandlungen integrierbar sind. Für diese
Vorgehensweise geben wir einige brauchbare praktische Tipps.
12.1 Effektivitätsnachweise und/oder theoretische Fundierung...............................................383
12.2 Effektstudien in der klinischen Praxis..........................................................................................387
12.3 Zusammenfassung............................................................................................................................391
1...,49,50,51,52,53,54,55,56,57,58 60,61,62,63,64,65,66,67,68,69,...84
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