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Plastizität
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stil die deletären Auswirkungen von degenerativen Krankheiten aufschieben kann.
Belleville
und
Mitarbeiter (2010) zeigten mittels fMRT, dass ein Gedächtnistraining bei Menschen mit gerin-
ger kognitiver Beeinträchtigung (die also ein erhöhten „Alzheimer-Risiko“ haben) plastische Ver-
änderungen im Gehirn bewirkte:
Auch das sich zurückbildende Gehirn hat plastisches Potenzial!
Bei einer Gruppe von 92 Menschen stellten
Staff
und Mitarbeiter (2004) fest, dass die kogniti-
ve Funktionsfähigkeit einen Zusammenhang zeigte mit Ausbildung und Beruf (nicht aber mit
dem Hirnvolumen!): Kognitive Herausforderungen kreieren eine Art von „neuraler Reserve“.
Angesichts der alten Volksweisheit vom gesunden Geist, der in einem gesunden Körper wohnt,
verwundert uns dieses Ergebnis nicht (denke auch an die Terme „Gymnasium“ = Ort der geis-
tigen und körperlichen Ertüchtigung und „Gymnastik“ = allgemeine Ausbildung des Körpers).
Sowohl die Wissenschaft als auch die Medizin sind oft einseitig auf medikamentöse oder ope-
rative oder andere invasive Interventionen ausgerichtet, obwohl deren Resultate im Allgemei-
nen eher mager sind. Eine ausgewogene und kritische Übersicht bieten
Stein
und Mitarbeiter
in ihrem Buch
Brain Repair
(1995). Zum Nutzen von Transplantationen äußert
Landau
(1998)
sich ausgesprochen kritisch; mit Nachdruck widerspricht er angeblichen Erfolgsgeschichten über
Transplantationen bei Parkinson.
Medikamente zur Beschleunigung des Lernens oder zur Verbesserung des Gedächtnisses sind
weder jetzt noch in absehbarer Zukunft zu erwarten. Ein solcher Stoff müsste die Entwicklung
der unterschiedlichsten plastischen Vorgänge in die gleiche gewünschte Richtung bringen. Und
das ist kaum denkbar.
Umgekehrt konnte bereits nachgewiesen werden, dass Arzneistoffe nachteilig sein können.
Viele Medikamente, wie Psychopharmaka, Tranquilizer oder Antiepileptika, dämpfen die Hirn-
funktionen und damit oft auch die wichtige Wachheit (engl.
arousal
). Ein schläfriges Hirn lernt
und reagiert nur suboptimal. Auch wissen wir, dass viele Stoffe auf Neuronen und Synapsen ein-
Abb. 3.23 Der Einfluss von körperliche Aktivität auf die Kognition (Kramer und Erickson, 2007)
Physical activity
and cognition
1...,20,21,22,23,24,25,26,27,28,29 31,32,33,34,35,36,37,38,39,40,...84
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