4.4 Restitutionsmechanismen
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Zur Verdeutlichung denken wir einmal an eine Hüpfburg mit acht hüpfenden Kindern, Abb.
4.16A). In dem Augenblick, wo ein Kind in das Kissen einsinkt, werden die sieben übrigen ein
wenig in die Höhe gedrückt. Verlässt ein Kind die Hüpfburg, dann sinken die übrigen sieben
ein wenig tiefer ein. Ist ein Kind schwerer, verstärkt sich der Effekt. Zwischen den acht Kindern
besteht also eine gewichtsabhängige Wechselwirkung. Diese Wechselwirkung kommt völlig auto-
matisch zustande (via die Gesetze der Physik); man kann diese Wirkungen also als eine Eigen-
schaft des Systems betrachten.
Abb. 4.16 Neurale Reorganisation
A. Hüpfburg. Jedes der hüpfenden Kinder A bis H befindet sich in einer Wechselwirkung mit den sieben übri-
gen Kindern. Jedes Ereignis an einer einzigen Stelle wirkt sich auf alle anderen Stellen aus.
B. Neurale Entsprechung. Das funktionelle Netzwerk A bis H erfüllt eine motorische Aufgabe. Eine Läsion im
Gebiet A beeinflusst die Aktivität der Gebiete B bis H (Disinhibition? Denervationsüberempfindlichkeit?), die
dadurch zur Übernahme der Funktion befähigt werden.
C. fMRT-Scan nach Rückbildung einer Parese
Links: Aktive Gebiete der rechten und linken Hemisphäre bei einer Gruppe gesunder Versuchspersonen
beim Öffnen und Schließen der rechten Hand. Rechts: Die gleiche Aufgabe, diesmal von Patienten nach
Schlaganfall in der linken Hemisphäre mit anfänglicher Parese der rechten Hand und Rückbildung nach
Rehabilitation. Nach kortikaler Reorganisation werden zahlreiche Gebiete der rechten und linken Hemisphä-
re aktiviert (frei nach: Holloway, 2003).
A
A
B
B
C
D E
G
F H
A
B
C
D
E
F
G
H
C
normal
nach Erholung
rechte Hemisphäre
linke Hemisphäre